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Batı Trakya

Wohin geht Europa?

25.01.2006
ABTTF-Pressebüro, Witten, 24.01.2006

ABTTF-Presseerklärung:

Wohin geht Europa?

Nachdem im Bundesland Baden-Württemberg in Zukunft Muslime, die eingebürgert werden sollen, einem rassistischen Test unterzogen werden sollen, kommt es jetzt in den Niederlanden bereits so weit, dass Ausländern verboten werden soll, in der Öffentlichkeit in ihrer Muttersprache zu sprechen. Dies wirft die Frage auf, wohin Europa geht.

Während im Bundesland Baden-Württemberg die Diskussionen um die Einführung eines Sondertests für muslimische Einbürgerungskandidaten weitergehen, erregt nun die niederländische Integrationsministe-rin Rita Verdonk mit ihrem Vorschlag die Gemüter, in allen der Öffentlichkeit zugänglichen Bereichen den Gebrauch anderer Sprachen als des Niederländischen verbieten zu lassen. Die Äußerungen der In-tegrationsministerin kritisiert der Vorsitzende der Föderation der West-Thrakien-Türken in Europa (ABTTF) Halit Habipoğlu mit folgenden Worten: „Die Worte einer Ministerin im Kabinett der Regie-rung eines westeuropäischen Landes, jedoch von einer Art, wie man sie nur aus den Programmen verbotener rassistischer Parteien kennt. Es ist ein historischer Fehler, in einer Gesellschaft dieser neuen Welt, die auf Multikulturalität und Viel¬sprachig¬keit ausgerichtet ist, Unterschiedlichkeit zu bestrafen und Gleichförmigkeit anzustreben. Dass der Geist des Rassismus, der in der Zeit zwischen den Weltkriegen Europa zerfressen hat, durch die Worte einer Ministerin wieder wachgerufen wird, kann nicht akzeptiert werden. Diese Ministerin, die Rassistisches anspricht und damit an eines der Tabus des pluralistischen Europas nach dem Zweiten Weltkrieg rührt, muss sofort entlassen werden.“
Die Entwicklungen in den Niederlanden, dem westeuropäischen Land, in dem nach Deutschland die meisten West-Thrakien-Türken leben, spiegelten den Prozess wieder, in den Europa nach den Angriffen des 11. September eingetreten ist, sagte Habipoğlu und warnt vor antidemokratischen Tendenzen: „Dass in den Neiderlanden, die zu den Gründungsstaaten der europäischen Union gehören, solche Vorschläge von offizieller Seite auch nur geäußert werden, ist ein deutliches Anzei¬chen für große Gefahr. Ebensol-che Signale gehen von dem jetzt in Baden-Württemberg eingesetz¬ten und dem in gleicher Weise für Hessen geplanten, auf Muslime ausgerichteten Einbürge¬rungstest aus. Wir müssen uns mittlerweile fra-gen, welche Hoffnungen wir noch auf Europa als Ort unserer gemeinsamen Zukunft setzen können, wenn selbst in den Kernstaaten der Europäischen Union keine Bereitschaft mehr Tolerierung sprachli-cher, konfessioneller und kultureller Ver¬schie¬denheit herrscht. Wenn eine gemeinsame Zukunft noch aufgebaut werden soll, dann gehört dazu, dass rassistische und einseitig-religiöse Äußerungen aus dem Inneren unserer Gesell¬schaften nicht akzeptiert und sofort sanktioniert werden.“ In den Niederlanden, die zu den dicht¬bevölkertsten Staaten Europas gehören, leben etwa 350 Tausend Türken, von denen 200 Tausend die niederländische Staatsbürgerschaft besitzen.
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