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Batı Trakya

Erklärung des 14. Delegiertenrats der ABTTF zum Urteil des griechischen Obersten Gerichtshofs zur Türkischen Union von Xanthi

31.03.2005
An die Weltöffentlichkeit

Die ‚Türkische Union von Xanthi’ hat seit langen Jahren ihre Vereinsarbeit in Übereinstimmung mit den griechischen Gesetzen ausgeübt und immer der türkisch-griechischen Freundschaft gedient. Dass sie verboten wurde, weil sie in ihrem Vereinsnamen die Bezeichnung „Türkisch“ führt, bedeutet eine Ablehnung der Identität der türkischen Minderheit in Griechenland und stellt eine Verletzung der Abkommen der Vereinten Nationen wie auch der internationalen Verträge dar. Außerdem passt es in keiner Weise dazu, dass Griechenland sich als Wiege der Kultur bezeichnet und stolz darauf ist, seit Jahren Mitglied der Europäischen Union zu sein.

Unser Vermögen, die von uns gegründeten Vereine und unsere Aktivitäten werden nicht, wie es in der Urteilsbegründung lautet, zu Gunsten anderer Staaten eingesetzt, sondern einzig zum Vorteil Griechenlands und der hier lebenden türkischen Minderheit. Unsere Minderheit hat jahrelange Unterdrückung erduldet, wurde benachteiligt und war genötigt, unter schwierigen wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen zu leben, zu arbeiten und sich für Schulbildung einzusetzen. Unser Ziel ist es, menschenwürdig und gleichberechtigt zu leben, den Wohlstand unserer Volksgruppe zu heben und unseren Kindern eine gute Zukunft zu gewährleisten.

Inzwischen werden wir wieder Zeugen einer zunehmend rassistischen Stimmung, auch in der lokalen griechischen Presse. Während die Angehörigen der türkischen Minderheit in West-Thrakien früher als „arm, unwissend und räuberisch“ beleidigt wurden, so wird heute behauptet, sie wären mit Hilfe des griechischen Staates zu reichen Händlern geworden. Schließlich behaupten einige griechische Zeitungen mittlerweile, dass die türkische Minderheit hier lediglich zu Gast sei, und schreiben ohne sich zu genieren, die Unzufriedenen könnten ja in die Türkei gehen. Schlagworte dieser Art erinnern stark an das, was man heute immer wieder von Neonazis zu hören bekommt. Es sollte Jedem klar sein, dass wir Menschen dieses Landes und dieses Bodens sind. Wir sind hier, wo wir leben, nicht Gäste, sondern Hausherren. Unser Platz und unsere Heimat ist hier, und wir haben keine Absicht, irgendwo anders hin zu gehen.

Auch wenn uns wir nach jahrelangen Bemühungen einige Grundrechte erstritten haben, so sehen wir doch, dass wir in einigen anderen grundsätzlichen Angelegenheiten kaum vorangekommen sind. Die Ämter der Muftis, unserer obersten religiösen Seelsorger, sind usurpiert. Der griechische Staat besteht darauf, die geistigen Führer der türkischen und muslimischen Minderheit selbst einsetzen.

Unsere Schulen, die trotz allen Drucks seitens der Regierung immer noch direkten Unterricht in der türkischen Muttersprache gewährleisten können, versucht man uns aus den Händen zu nehmen. Unseren Schulen werden Lehrer zugewiesen, die keine türkische Sprachkompetenz haben. So versucht man ihnen den Anschein der Unzulänglichkeit und der Unzweckmäßigkeit zu geben. Wir müssen ohnehin mit ansehen, dass einige sich diesen Gedanken bereits zu eigen gemacht und begonnen haben, ihre Kinder nicht mehr in die türkischen Grundschulen schicken.

Ebenso sind uns die Stiftungsverwaltungen, welche die Grundstücke und Güter der religiösen Stiftungen der türkischen Minderheit verwalten, aus den Händen genommen worden. Wer wählt diese Stiftungsverwaltungen, und nach welchen Kriterien? Mit welchem Recht wurde uns die Verwaltung unserer Stiftungsgüter entwendet.

Niemand soll daran zweifeln, dass wir bei unseren europaweiten Bemühungen die ‚Türkische Union von Xanthi’ bis zuletzt unterstützen werden. Als die in Europa lebenden Angehörigen der Minderheit, die sich in der ‚Föderation der Türken aus West-Thrakien in Europa’ (ABTTF) zusammengeschlossen haben, kennen wir das Interesse und die Unterstützung, die man hier Minderheiten zukommen lässt, sehr gut. Hier werden Vereine lediglich aufgrund ihrer Namensgebung nicht verboten – im Gegenteil: Hier sind sogar die Ortsnamen der Städte und Dörfer, in denen Minderheiten leben, zweisprachig. Wir haben die Hoffnung, dass auch wir eines Tages wie in den modernen europäischen Staaten unsere Identität frei werden äußern können und dass wir uns in Vereinen, die wir mit dem Wort „Türkisch“ im Namen gegründet haben, mit griechischen Freunden werden unterhalten können.

Wir protestieren auf das Schärfste dagegen, dass der griechische Oberste Gerichtshof das Verbotsurteil gegen die ‚Ýskeçe Türk Birliði’ bestätigt hat. Wir rufen den griechischen Staat dazu auf, die in Griechenland lebenden Türken, Mazedonen, Albaner, Wlachen, Juden, Katholiken und alle anderen Minderheiten endlich offiziell anzuerkennen und ihnen die nach EU-Recht und nach internationalem Recht zustehenden Rechte zu verleihen.

Der Delegiertenrat der Föderation der Türken aus West-Thrakien in Europa