Liebe Leserinnen und Leser,
wir haben wieder einmal Parlamentswahlen gehabt!
Vor den Wahlen hatte ich aufgerufen, „am 21. Mai in West-Thrakien zu sein, dort zur Wahlurne zu gehen und unsere Stimmen für unsere türkischen Kandidaten abzugeben“.
Nachdem ich diesen Aufruf gemacht hatte, reiste ich auch in meine Heimat, ging in meinem Dorf zur Wahlurne und gab meine Stimme ab.
An den Wahlen haben sich 36 politische Parteien beteiligt.
Als die türkische Minderheitengemeinschaft waren wir durch unsere Kandidaten aus verschiedenen politischen Parteien bei den Wahlen präsent!
Bei den Wahlen erhielt die regierende Partei Nea Dimokratia 40,79 Prozent der Stimmen, während die größte Oppositionspartei SYRIZA 20,07 Prozent erhielt.
Die größte Überraschung der Wahlen war der Stimmenunterschied von 20 Prozent zwischen der Regierungs- und Hauptoppositionspartei, denn die Wahlumfragen haben diesen Ausgang nicht vorhersagen können.
Außer Rodopi wo die Partei SYRIZA gewonnen hat, färbte sich die Wahlkarte des Landes nach den Wahlen fast komplett in blau, die Farbe der Partei Nea Dimokratia.
Mit dem Einzug von Özgür Ferhat ins Parlament, der in Rodopi von der Partei SYRIZA kandidiert hatte, haben wir die Zahl unserer Abgeordneten aus Rodopi auf zwei erhöht.
Özgür Ferhat hatte 2019 ebenfalls von der Partei SYRIZA kandidiert und 5.384 Stimmen erhalten. Aber da Takis Haritou, der andere SYRIZA-Kandidat, 410 Stimmen mehr als Özgür Ferhat erhalten hatte, war er ins Parlament eingezogen.
Özgür Ferhat hatte wegen des geringen Stimmenunterschieds nicht ins Parlament einziehen können.
Dieses Mal haben wir als Wähler eine Lektion aus dem Jahr 2019 gelernt und dafür gesorgt, dass Özgür Ferhat 12.680 Stimmen erhalten hat.
So war einziger Ort, Rodopi auf der Wahlkarte des Landes rot, die Farbe der Partei SYRIZA.
In Xanthi wurden Hüseyin Zeybek und Burhan Baran wiedergewählt und zogen ins Parlament ein.
Burhan Baran erhielt sogar im Vergleich zu 2019 mehr Stimmen.
Rodopi und Xanthi sind jeweils mit drei Abgeordneten im Parlament vertreten, und zwei dieser drei Abgeordneten aus beiden Provinzen sind Angehörige unserer Minderheitengemeinschaft.
Was bedeutet das?
Auch wenn es permanent behauptet wird, dass „es in West-Thrakien keine Türken gibt“, zeigen die Wahlergebnisse deutlich unsere Präsenz in der Region und unsere Macht durch das Stimmenpotenzial, das wir haben.
Aus diesem Grund stellen alle politischen Parteien Kandidaten aus unserer Minderheitengemeinschaft bei den Wahlen in unserer Region.
Und wir gehen bei den Wahlen zur Wahlurne, geben unsere Stimme ab und zeigen unsere Macht.
So war es auch bei diesen Wahlen.
Wir haben den Regierenden unseres Landes, den politischen Parteien und den Menschen hierzulande unsere Präsenz und Macht gezeigt und unsere Präsenz als Minderheitengemeinschaft deutlich spürbar gemacht.
Unsere Botschaft ist klar:
Wir sind präsent!
Wir sind da!
Selbst wenn sie unsere Existenz leugnen, unsere Forderungen ignorieren, können sie sich nicht den Luxus leisten, uns in unserer Region am Wahltag zu ignorieren!
4 der 6 Abgeordneten, die aus Rodopi und Xanthi ins Parlament einzogen, sind von uns!
Das Ergebnis ist eindeutig!
Die Wahlergebnisse vom 21. Mai reichten für keine Partei aus, allein eine Regierung zu bilden. Im kommenden Juni werden erneut Parlamentswahlen stattfinden!
Nach den Wahlen werden alle politischen Parteien natürlich überdenken, was sie falsch gemacht haben und wie sie bei den nächsten Wahlen handeln sollen!
Dabei sollten sie die Karte der Wahlergebnisse in unserer Region immer im Auge behalten, während sie einen Blick auf unsere Region werfen!
Sie sollten sich der Macht unserer Minderheitengemeinschaft bewusst sein und müssen verstehen, dass sie uns weiterhin nicht ignorieren und sich uns gegenüber nicht taub stellen können!
Mit herzlichen Grüßen
Halit Habip Oğlu
ABTTF-Präsident