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Batı Trakya

Sie können uns nicht “Türken” nennen, aber wir heißen Hasan oder Fatma, und die Unterrichtssprache in unseren Schulen ist Türkisch!

17.10.2022

Liebe Leserinnen und Leser,

Leider setzt sich heute die Politik der Einschüchterung und Erzwingung uns gegenüber in unserem Land wie in der Vergangenheit fort.

Unser SYRIZA-Abgeordneter Hüseyin Zeybek aus Xanthi wurde während einer Live-Fernsehübertragung mit dem Tod bedroht.

Ein Zuschauer rief bei der Live-Sendung „Anihti Grami (Freie Linie)“ im lokalen Fernsehsender Next TV aus Xanthi an, an der Zeybek teilnahm, und sagte: „Falls ein Krieg zwischen der Türkei und Griechenland ausbrechen sollte, werde ich ihn (Zeybek) umbringen.“

Es ist ein Irrsinn!

Zudem unterhielt sich der Moderator der Sendung, wie Zeybek sagte, weiterhin mit dem Zuschauer, anstatt diese hasserfüllten hässlichen Worte zu stoppen und zu verurteilen.

Die Medien können und sollten kein Ort sein, an dem Hass und Feindseligkeit verbreitet werden.

Die Zunahme von Hassreden in den Medien ist jedoch nicht frei von anderen Faktoren zu denken.

Wir wissen, dass der zentrale Punkt ist, dass wir im eigenen Land als Bedrohung wahrgenommen werden!

Denn es gibt laut den Regierenden unseres Landes keine Türken im Lande, und diejenigen in der Minderheit, die für deren Rechte kämpfen, sind Agenten der Türkei!

Die Regierenden unseres Landes sagen, dass die Minderheit in İstanbul, Gökçeada (Imbros) und Bozcaada (Tenedos) eine griechische Minderheit ist. Aber wenn es um uns geht, können sie nicht die türkische Minderheit im West-Thrakien sagen, sondern die muslimische Minderheit in Thrakien. Dabei wurde unser gemeinsames Schicksal durch denselben Vertrag bestimmt. 

Der frühere Präsident Prokopis Pavlopoulos behauptete auf einer Konferenz, dass Griechenland die Bestimmungen des Lausanner Vertrags von 1923, einschließlich des Status von Muftis in West-Thrakien und der Ausübung des Rechts auf Vereinigungsfreiheit, vollständig einhält und dies täglich beweist.

Auch unser Außenminister Nikos Dendias behauptete, dass Griechenland ein europäisches Land ist, das die Rechte der „muslimischen Minderheit“ absolut respektiert.

Dendias tat, was er immer tut, und leugnete erneut die türkische Identität der türkischen Gemeinschaft in West-Thrakien.

Ferner behauptete Dendias, dass die muslimische Minderheit in Griechenland wächst, sich vergrößert und gut lebt.

Dendias macht diesen Kommentar, indem er sich die Zahl der Angehörigen der griechisch-orthodoxen Minderheit in der Türkei ansieht und ständig versucht, es so aussehen zu lassen, als hätten wir aufgrund dieses Vergleichs kein Problem.

Aber in welcher Form ist dies direkt auf uns bezogen, was hat es mit uns zu tun?

Wo bleiben die Menschenrechte und Demokratie?

Wir sind griechische Staatsbürger.

Während wir als Minderheit unsere Rechte zurück wollen, wollen wir als griechische Staatsbürger auch eine Regierung, die die Demokratie und Menschenrechte achtet, sowie die Rechte, die jeder hat.

Aber unser Land, das uns nicht erlaubt, uns als „Türken“ zu definieren, erlaubt andererseits den von den in Komotini lebenden Armeniern gegründeten Verein mit dem Wort „Armenisch“ in seinem Namen, das sich auf die ethnische Zugehörigkeit bezieht.

Die Urteile des Europäischen Gerichtshofs für Menchenrechte bezüglich unserer Vereine, die wegen des Wortes „Türkisch“ in ihren Namen geschlossen wurden, werden beharrlich nicht vollstreckt!

Aber wenn jemand fragt, dann geht es der „muslimischen Minderheit“ sehr gut, und Griechenland erfüllt all seine durch den Lausanner Vertrag bestimmten Pflichten und sogar mehr!

Als ob es eine Vereinbarung zwischen ihnen gäbe, ignoriert Evripidis Stylianidis, Abgeordneter aus unserer Region, in seinem Artikel in der Zeitung „Ta Nea“ erneut die Realität und versucht, uns aufzuzwingen, was nicht existiert. Er versucht außerdem, die gesamte internationale Gemeinschaft von dieser falschen Realität zu überzeugen.

Das stimmt, dass im Lausanner Vertrag die Definition muslimische und nicht-muslimische Minderheit verwendet wird.

Wenn das der Fall ist, sollten die Regierenden unseres Landes von einer nicht-muslimischen Minderheit in der Türkei sprechen, wenn es um die griechische Minderheit in İstanbul geht!

Oder wenn sie die Existenz einer griechischen Minderheit in İstanbul implizieren, sollten sie auch von einer türkischen Minderheit in West-Thrakien sprechen!

Wie der griechische Historiker und Akademiker George Mavrogordatos auch schrieb, wurde trotz der Tatsache, dass unser Land in den letzten Jahren beharrlich den Diskurs „es gibt keine Türken in Griechenland“ wiederholt, durch das Übereinkommen von 1923 über den Austausch griechischer und türkischer Bevölkerungsgruppen bewiesen, dass es tatsächlich Türken in Griechenland gibt.

Wir alle wissen, dass wir von 1923 bis 1983, als die Regierenden unseres Landes sagten, dass es in unserem Land keine „Türken“ gibt, und die Schilder unserer Vereine entfernten, als Türken galten.

Unsere Vereine mit dem Wort „Türkisch“ in ihren Namen waren mehr als 50 Jahre legal tätig.

Unsere Schulen waren türkische Schulen, deren Schilder waren zweisprachig in Türkisch und Griechisch.
Auch unsere Urkunden und Abschlusszeugnisse waren zweisprachig.

Aber wir mussten die Rechnung für die Probleme in den Beziehungen zwischen unserem Land und unserem Mutterland zahlen, was dazu führte, dass wir über Nacht eine muslimische Minderheit wurden, keine türkische mehr!

Wir heißen Hasan oder Fatma. Die Unterrichtssprache in dem Minderheitenprogramm, wie sie es in unseren Schulen nennen, ist Türkisch!

Aber siehe da, wir sind keine Türken!

Was auch immer die Regierenden und Politiker unseres Landes sagen.

Die Wahrheit ist, dass wir Türken sind!

Obwohl uns mit dem Lausanner Vertrag Bildungs- und Religionsautonomie gewährt wurde, werden unsere Rechte verletzt. Wir werden in der Politik und in den Medien an den Rand gedrängt und im eigenen Land als Feinde dargestellt.

Aber wir sagen weiterhin wie bis jetzt unsere Wahrheit und werden dies auch weiterhin tun.

Wir werden weiterhin daran arbeiten, sowohl in unserem Land als auch auf internationaler Ebene unserer Stimme Gehör zu verschaffen und unsere Rechte zu verteidigen.

Mit herzlichen Grüßen


Halit Habip Oğlu
ABTTF-Präsident

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