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Batı Trakya

Erklärung des ABTTF-Vorstands zum zunehmenden Rassismus in Griechenland

24.04.2006
Während unser Land Griechenland weiter die These vertritt, die Wiege der Demokratie zu sein, verhält es sich gegenüber den im Lande lebenden Angehörigen anderer Religionen und Ethnien in einer Art und Weise, die jegliches Unrechtsbewusstsein vermissen lässt.

Bis in die 50er Jahre hatte der griechische Staat versucht, die Minderheit der Mazedonen durch Repressi-onen zu assimilieren, und als dies nicht gelang, wählte man das Mittel der Vertreibung. Mit derselben Geisteshaltung behandelt man seitdem die im Lande lebende türkische Minderheit.

Der im Jahre 1955 als Gesetz Nr. 3370 Gültigkeit erlangende Artikel 19 des griechischen Staatsangehörigkeitsgesetzes machte es möglich, dass etwa 80 Tausend Menschen aufgrund ihrer anderen ethnischen Herkunft durch einen einfachen Verwaltungsakt die griechische Staatsbürgerschaft verloren. Die Folgen des Gesetzes, das 1998 auf internationalen Druck hin abgeschafft wurde, wirken bis heute fort und die Opfer wurden nicht entschädigt. Die Klagen der 80 Tausend meist in Deutschland, der Türkei und Grie-chenland lebenden Opfer dieser rassistischen Maßnahme stoßen auf taube Ohren.

Dem Europarat, gegründet zum Kampf gegen die rassistischen Ideologien, die den 2. Weltkrieg heraufbe-schworen hatten, kommt in dieser Angelegenheit eine besondere Verantwortung. Seit 56 Jahren gehört ihm auch Griechenland an. Und die Tatsache, dass etwa 10 Tausend der betroffenen Personen noch aus-gebürgert wurden, als Griechenland bereits Mitglied der Europäischen Union war, macht auch die EU mitverantwortlich für das ihren Bürgern zugefügte Unrecht. Besonders von diesen zentralen europäischen Institutionen, aber auch von allen anderen Personen, Institutionen und Organisationen, die sich den Men-schenrechten verpflichtet fühlen, erwarten wir, dass sie sich für eine Lösung dieses Problems einsetzen.

Unser Land Griechenland zeigt sich immer noch blind dafür, dass die Vielfalt der Bevölkerung innerhalb seiner Grenzen als Bereicherung anzusehen ist. Es passt nicht zu einem EU-Mitgliedsland im 21. Jahr-hundert, dass den hier lebenden Minderheiten nicht gestattet wird, ihre Eigenbezeichnung selbst zu wäh-len, dass Vereine verboten werden, die die Bezeichnung „mazedonisch” oder „türkisch” im Namen tragen, und dass die Hauptstadt dieses Landes, in dem hunderttausende Muslime leben, heute die einige Hauptstadt eines EU-Landes ist, in der es keine Moschee gibt.

Für uns als Angehörige einer Minderheit ist es Anlass zur Sorge, dass Griechenland eines der wenigen Länder ist, in denen weder eine Statistik über fremdenfeindliche und rassistische Straftaten geführt noch den entsprechenden EU-Gremien darüber Bericht erstattet wird. Größte Besorgnis empfinden wir jedoch darüber, dass in einer der meistgelesenen griechischen Tageszeitungen ganz offen geschrieben werden durfte, dass „in Thrakien eine ethnische Säuberung erforderlich” sei, ohne dass von der Bevölkerungs-mehrheit oder den Politikern eine entschiedene Reaktion dagegen zu vernehmen war.

Wir fordern die Weltöffentlichkeit und alle aufrechten griechischen Bürger dazu auf, wachsam gegenüber dem zunehmenden Rassismus im Lande zu sein.

Der Vorstand der ‚Föderation der West-Thrakien-Türken in Europa’
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